Donnerstag, Dezember 22, 2016

Die globale Wirtschaft steckt seit Jahren in einer Krise und da kann sich auch Skateboarding nicht entziehen - Aber was sind die Gründe?

Seit Jahren hört man aus der Skate-Industrie (Shops, Vertriebe usw.), dass alles nicht mehr so einfach sei und Budgets gekürzt oder gar gestrichen werden müssen.

Für einige Leute sind die Schuldigen schnell ausgemacht...daran sind die teilweise szenefremden Großkonzerne schuld...die machen die kleinen Skatebrands kaputt. Im Zeitalter der Postfaktischen könnte man da vielleicht auch von Populismus im Skateboarding sprechen - Eine Skatewelt-Utopie droht zu zerbrechen.

Aber so einfach ist das nicht. Denn...wem rauben Firmen wie Monster Energy und RedBull im Skateboarding die Einnahmen. Niemandem! Es ist doch eher anders herum, denn diese szenefremden Firmen, man mag sie mögen oder nicht, helfen dabei, dass Contestformate und (Print-)Medien überleben können. Niemand muss deren Getränke mögen und trinken...für mich gehören die genauso viel oder wenig in Skateboarding wie Bier.

Wie sieht es mit den großen Schuhfirmen aus? Die müssen dann aber schuldig sein! Naja...auch das ist nicht so einfach. Denn auch sie halten Contestformate und (Print-)Medien mit ihren Marketingausgaben am Leben. Und gerade solche Contestformate und (Print-)Medien halten den Skatezirkus am Laufen, bringen Skateboarding in verschiedene Gesellschaftsbereiche, sorgen für Bekanntheit und für Skaterboy-Nachwuchs. Damit Kids sich für Skaten begeistern können benötigen sie Berührungspunkte mit Skateboarding.

Klar...man kann sagen, dass die großen Schuhfirmen den kleinen, aus dem Skateboarding gewachsenen Schuhfirmen den Markt abfischen. Ja...das ist ganz sicher der Fall. Doch woran liegt das? Liegt es einfach an der Größe und finanziellen Kraft dieser Firmen? Liegt es an deren elitären Skateteams...deren Marketingstrategien? Diese Ursachen sind sicherlich nicht von der Hand zu weisen, aber es könnte...so ist mein Eindruck...so ist meine Erfahrung aus Gesprächen mit unzähligen Skatern...einfach an der Qualität der Schuhe liegen. Und kann man Firmen dafür anprangern, dass sie, im Vergleich zur Konkurrenz, zu gute Produkte herstellen? Und dürfen Kunden diese dann nicht kaufen? Und haben Shops in den letzten Jahren nicht auch den ein oder anderen guten Euro mit dem Stuff dieser Firmen verdient?

Vor einigen Tagen habe ich mit einem Skateshopbesitzer gesprochen und etwas sehr interessantes erfahren. Einerseits wollen scheinbar nur wenige Kunden den "normalen Preis" im Skateshop zahlen und überall einen Homie-Bonus rausschlagen, andererseits tragen die Skaterboys in 2016 scheinbar lieber Ralph Lauren Polo, Lacoste und aktuell wieder Tommy Hilfiger, als Klamotten von Skatebrands. Thrasher ist da momentan die einzige Ausnahme...und diese wird ja auch stark an den Mainstream-Kunden (u.a. Mädels zwischen 12 und 20 Jahren) verkauft.

Ist also der Bösewicht am Ende der Kunde? Also wir Skater mit Interesse an freshen Modetrends a la 187 Straßenbande? Denn ein Skateshop kann nicht einfach mal Ralph Lauren Polo, Lacoste und Tommy Hilfiger in sein Warenangebot aufnehmen. Diese Firmen haben eigene Flagship-Stores, große Ketten als langjährige Partner und brauchen den Skateshop von Nebenan einfach nicht. Wahrscheinlich sprengen die Mindestabnahmemengen auch die Kapazitäten des normalen Skateshops. Dieses Phänomen schlägt sich dann auf die Vertriebe nieder und eine ganze Branche hat Probleme...muss Budgets kürzen...Teamfahrer "entlassen".

Was ist jetzt die Lösung? Keine Ahnung...denn auch ich bin Teil des Problems. Mit der Zeit habe ich meine Sposoren verloren...bekomme eigentlich keinen Stuff mehr umsonst...wodurch der Stapel der Lacoste Hemden und Polos in meinem Schrank extrem gewachsen ist. Außerdem habe ich immer mehr Fußball-Stuff gekauft...eigentlich viel zu viel...aber...was soll ich machen...ich mag einfach den Fußball-Style. Auf der Arbeit fühle ich mich im Lacoste Hemd nun wohler als mit dem riesigen Skateprint auf dem T-Shirt. Ich will mich weder im Beruflichen, noch im Privaten ver- bzw. umkleiden.  Zeiten und Aufgaben ändern sich...Geschmäcker auch.

Deshalb denke ich, dass es nur helfen kann, wenn wir alle weiter fleissig Skateboard fahren...den guten Stuff kaufen...also die richtigen Hardware-Firmen unterstützen...auch wenn der Stuff ein paar Euro teurer ist...nicht immer nach Homie-Rabatt fragen...und somit die Basis (Shops und Vertriebe) am Leben halten.

Außerdem müssen Shops wohl in Zukunft noch mehr auf Zack sein...Trends frühzeitig erkennen...in ihre Shops holen und somit einen Teil des Kuchens abbekommen. Wenn man sich heute das Angebot der Shops anguckt, so gehen viele Shops den möglichst sicheren Weg und bieten fast ausnahmslos die "sure shots" an. Welcher Shop will schon Ladenhüter haben? Da Trends kommen und gehen...heute trägt ja Gott sei Dank kein normaler Skater mehr den Emo-Look mit Männer-Knackarsch-Hose von vor ein paar Jahren...wird es sicherlich auch in Zukunft wieder mal einen Trend hin zu Skatelabels geben und somit der Skatemarkt wieder aufleben.

So lange sollten die Shops versuchen die Thrasher-Shirts-Kuh zu melken, die großen Firmen als Partner sehen und nutzen und somit das Beste aus der gegenwärtigen Situation machen.



Über sinnige und nicht persönliche Kritik / Meinungsansätze per Kommentar würde ich mich  freuen.

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